Enger Kontakt in die Ukraine/ Zeitungsartikel BZ
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Hilfe in Zbarazh
Gundelfinger Rotkreuzler pflegen trotz Krieg engen Kontakt in die Ukraine
Von Gabriele Fässler
Mi, 02. August 2023 um 20:00 Uhr Gundelfingen
Seit vier Jahren können die Gundelfinger Rotkreuzler ihren Kooperationspartner im westukrainischen Zbarazh nicht besuchen. Erst wegen der Corona-Pandemie, jetzt wegen des Ukraine-Kriegs. Doch der enge Austausch läuft weiter.
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04.08.2023, 14:40
URK-Krankenschwester verteilt Lebensmittelpaket an Bedürftige. Foto: Mariia Mylian/URK Zbarazh
Normalerweise macht sich im Frühjahr eine Delegation des Gundelfinger Ortsvereins des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf nach Zbarazh, um sich vor Ort ein Bild von der Arbeit seines Kooperationspartners zu machen. Seit Ende 2010 unterstützen die Gundelfinger den Kreisverband des Ukrainischen Roten Kreuzes (URK) in Zbarazh, einer 13.000-Einwohner-Stadt rund 180 Kilometer östlich von Lviv (Lemberg) im Oblast (Verwaltungsbezirk) Ternopil. Sowohl mit
Gundelfinger Rotkreuzler pflegen trotz Krieg engen Kontakt in die Ukra... https://www.badische-zeitung.de/gundelfinger-rotkreuzler-pflegen-trotz finanzieller Hilfe als auch mit Sachspenden wurde in den vergangenen Jahren zum Beispiel das dortige medicosoziale Zentrum renoviert und ausgebaut. So wurde die Ausstattung des zahnärztlichen Behandlungsraumes verbessert sowie ein Raum für Physiotherapie und Massage eingerichtet. Außerdem gibt es einen Friseursalon, der ebenfalls überholt wurde. Hier können sich Bedürftige gratis die Haare schneiden lassen.
Das ukrainische Rote Kreuz richtet Waschsalon ein
Gerade hat das URK Zbarazh eine im Zentrum frei gewordene Zweizimmer-Wohnung übernommen. Geplant sei, in den Räumen ein Waschsalon und eine Nähstube einzurichten, weiß Brigitte Breisacher, die im Gundelfinger Ortsverein die Auslandsarbeit leitet. "Viele Menschen dort besitzen keine eigene Waschmaschine", sagt sie. In eigener Regie Mittel akquiriert und ortsansässige Handwerker mobilisiert, hat die Leiterin des medicosozialen Zentrums Mariia Mylian für den Ausbau des Gewölbekellers. Hier finden Seniorentreffen, Kinderbetreuung und Empfänge statt. "Das medicosoziale Zentrum ist mittlerweile zum Dreh- und Angelpunkt geworden", sagt Breisacher. Neben der medizinischen Versorgung der Bevölkerung finden dort Erste-Hilfe-Kurse statt, die in Zeiten des Krieges an Bedeutung gewinnen. Aber auch psychosoziale Unterstützungsangebote und Stress abbauende Aktivitäten werden zunehmend wichtig. In dem Zentrum gibt es eine Kleiderkammer und auf der Straße davor Stände, an denen sich Menschen mit Kleidung versorgen können.
Arbeit in Zbarazh gilt als Vorzeige-Projekt
"Das ehrenamtliche Engagement hat sich unheimlich entwickelt", sagt Manuel Hisam, der stets an den DRK-Reisen in die Ukraine teilnimmt. Sehr viele Menschen nähmen jemanden auf, denn in Zbarazh gebe es viele Binnenflüchtlinge. Hierbei sei auch das Rote Kreuz sehr gefordert, und die Zusammenarbeit mit der Kommune habe eine Professionalisierung erfahren, berichten Breisacher und Hisam. Die Kooperation mit den Behörden von Stadt und Landkreis sowie die Vernetzung mit anderen Organisationen funktioniere so gut, dass Mariia Mylian vom URK-Präsidenten persönlich für ihre Arbeit ausgezeichnet wurde und Zbarazh als Vorzeige-Projekt gilt.
Gundelfinger DRK bezahlt Personal
Das Gundelfinger DRK unterstützt die Arbeit der Partnerorganisation zudem, indem es Personal bezahlt. Als der ukrainische Staat 2016 landesweit die Finanzierung von insgesamt rund 3000 Krankenschwestern eingestellt hatte, übernahmen die Gundelfinger 2017 die Gehälter der zwei beim URK Zbarazh angestellten Krankenschwestern. Darüber hinaus springen sie in die Bresche, wenn es bei den selbst erwirtschafteten Gehältern der Leiterin und der Buchhalterin eng wird.
Seit der Corona-Pandemie beteiligt sich der Gundelfinger Ortsverein überdies an den Energiekosten des medicosozialen Zentrums und organisiert, wie auch schon davor, Hilfstransporte – immer in enger Absprache mit den Akteuren und auf die Bedürfnisse vor Ort abgestimmt. Bereits seit etlichen Jahren finanzieren die Gundelfinger Rotkreuzler Lebensmittelpakete. Diese werden von den Krankenschwestern hauptsächlich an Senioren und bedürftige Familien verteilt. Dazu zählen etwa Familien, bei denen der Vater als Kriegsversehrter von der Front zurückkehrt und nicht mehr für den Lebensunterhalt sorgen kann.
Lebensmittelpakete sollen aufgestockt werden
Aktuell werden 100 Lebensmittelpakete im Wert von zehn Euro pro Monat finanziert – aufgrund der Inflation fallen diese jetzt allerdings knapper aus als noch vor ein paar Jahren. Laut Manuel Hisam wird eine Zahl von 150 bis 200 Pakten angestrebt, um dem Bedarf einigermaßen gerecht zu werden. Hierfür würden die Rotkreuzler sich über Spenden oder gar die Übernahme einer Patenschaft für ein oder mehrere Lebensmittelpakete sehr freuen.
Unterstützen kann man die Menschen in Zbarazh durch Spenden auf folgendes Konto der Volksbank Freiburg: IBAN: DE39680900 0000 26879191; Stichwort: Zbarazh. Weitere Informationen gibt es bei Brigitte Breisacher unter 0761/589897
Ressort: Gundelfingen
Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Mi, 02. August 2023:
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